Großstadtleben

Urbane Lebensqualität wird neu definiert

Von Michael Gneuss und Katharina Lehmann · 2024

Angesichts des beschleunigten Klimawandels wird Stadtentwicklung zu einer der zentralen Herausforderungen dieser Zeit. Hitzewellen, Stürme und Starkregen nehmen zu und bedrohen auch unsere Ballungsräume in Europa. Durch den Einsatz energieeffizienter Technologien, den Ausbau erneuerbarer Energien und die Entwicklung neuer Mobilitätslösungen können Städte lebenswerter und zukunftssicherer werden.

Solaranlagen; in der Weite sieht man eine Großstadt mit Hochhäusern.
Die Dächer moderner Städte werden mit Solarmodulen und viel Grün bestückt. Foto: iStock / kynny

Die Zielsetzung ist klar: Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral sein, so will es das Bundes-Klimaschutzgesetz. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen alle Sektoren ihren Beitrag leisten. Ob in der Gebäudetechnik, der Mobilität oder der Energieversorgung – jeder Bereich hat enormes Potenzial zur Reduktion des CO₂-Ausstoßes. Aufgrund der wachsenden Bedeutung der urbanen Räume richten sich die Blicke dabeiverstärkt auch auf die Entwicklung der Städte: Gerade hier sind umfassende Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien erforderlich. 

Die Rolle des Gebäudesektors

Es sind vor allem die Sektoren Gebäude und Verkehr, die Jahr für Jahr die Einsparziele der Bundesregierung reißen. Insgesamt gehen nach Zahlen des Umweltbundesamts (UBA) 35 Prozent des Endenergieverbrauchs und etwa 30 Prozent der CO₂-Emissionen zulasten des Gebäudesektors. Im vergangenen Jahr wurden dort zwar mit 102 Millionen Tonnen CO₂ acht Millionen Tonnen weniger als noch 2022 ausgestoßen; das Ziel von 101 Millionen Tonnen wurde jedoch knapp verfehlt. Hier liegen also große Potenziale zur Emissionsminderung – gerade in Städten. „Um die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, ist ein entschlossenes Tempo bei der Umstellung auf erneuerbare Energien im Gebäudebestand unumgänglich“, fordert Corinna Enders, Vorsitzende der dena-Geschäftsführung. Das Problem ist jedoch: Deutschland ist bereits gebaut. Während es im Neubau relativ einfach ist, erneuerbare Energien zum Einsatz zu bringen, ist es im Bestand teuer und aufwendig. Heute basieren nach Daten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz immer noch fast 80 Prozent der Wärmeproduktion im Gebäudebereich auf fossilen Energieträgern wie Gas und Öl. 

Deshalb stellt sich die Frage, was getan werden kann, um Technologien wie Geothermie, Solarenergie oder Wärmepumpen in Ballungsräumen im großen Stil zum Einsatz kommen zu lassen. Auch intelligente Gebäudetechnik und bessere Dämmung bergen erhebliches CO₂-Einsparpotenzial. 

Großstadtleben: Urbane Mobilität neu gedacht

Das zweite Sorgenkind für den Wandel hin zur nachhaltigen Zukunftsstadt ist der Verkehrssektor: Im vergangenen Jahr hätten hier deutschlandweit nicht mehr als 133 Millionen Tonnen CO₂ emittiert werden dürfen. Es waren aber 146 Millionen Tonnen CO₂ – und damit deutlich mehr, als die Klimavorgaben vorsahen. Während in ländlichen Regionen das Auto oft das günstigste und praktikabelste – wenngleich nicht das sauberste – Fortbewegungsmittel ist, bietet gerade die Stadt Möglichkeiten, die Mobilität zu verändern und emissionsarme oder Hier liegen also große Potenziale zur Emissionsminderung – gerade in Städten. „Um die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, ist ein entschlossenes Tempo bei der Umstellung auf erneuerbare Energien im Gebäudebestand unumgänglich“, fordert Corinna Enders, Vorsitzende der dena-Geschäftsführung. Das Problem ist jedoch: Deutschland ist bereits gebaut. Während es im Neubau relativ einfach ist, erneuerbare Energien zum Einsatz zu bringen, ist es im Bestand teuer und aufwendig. Heute basieren nach Daten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz immer noch fast 80 Prozent der Wärmeproduktion im Gebäudebereich auf fossilen Energieträgern wie Gas und Öl. Deshalb stellt sich die Frage, was getan werden kann, um Technologien wie Geothermie, Solarenergie oder Wärmepumpen in Ballungsräumen -freie Verkehrsmittel zu fördern. Neben dem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und der Elektrifizierung von Fahrzeugen stehen dabei im urbanen Leben auch das Fahrradfahren und das Zufußgehen zunehmend im Fokus. Einem Bericht der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2021 zufolge haben europäische Städte über 2.300 Kilometer zusätzliche Radverkehrsinfrastruktur angekündigt – eine Zahl, die sich in den nächsten zehn Jahren verdoppeln sollte, so die Kommission.

Wirtschaftliche Chancen durch grüne Investitionen

Die Investitionen in eine klimafreundliche und energieeffiziente Stadtentwicklung tragen nicht nur zum Klimaschutz und zu einer höheren Lebensqualität bei, sondern bieten auch enorme wirtschaftliche Potenziale. Es entstehen Chancen für Start-ups, neue Geschäftsfelder, Innovationen und damit schlussendlich auch zukunftssichere Arbeitsplätze. Themen wie erneuerbare Energien, Smart City oder vernetzte Mobilität sind nicht nur für unsere Städte wertvoll, sie sind erst recht für die Megametropolen auf anderen Kontinenten essenziell. Lösungen, die sich hier bewähren, können zu Exporterfolgen werden. Für Städte ergibt sich daraus die Chance, neue Arbeitsfelder in nachhaltigen zukunftsgerichteten Branchen zu etablieren und zu fördern und so die Attraktivität als Wirtschaftsstandort zu steigern. Mit grünen Technologien und nachhaltigen Bauweisen können wir uns im Strukturwandel neu positionieren. 

Grafik: Treibhausgasemissionen in Deutschland nach Sektoren im Jahr 2023  in Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten

Resiliente Städte für die Zukunft

Um mit dem Klimawandel umzugehen, sind neben technischen Lösungen auch veränderte Herangehensweisen in der Stadtentwicklung nötig. Widerstandsfähige Städte müssen so geplant sein, dass sie klimatischen Belastungen wie Hitze, Stürmen und Starkregen standhalten. Grüne Oasen spenden Schatten und schaffen über Verdunstung mehr Abkühlung für die unmittelbare Umgebung. Damit hiervon aber die gesamte Stadt profitiert, dürfen sie nicht als Inseln gedacht werden, sondern müssen flächendeckend zum Einsatz kommen – zum Beispiel in Form von Dach- und Fassadenbegrünungen. Strom ließe sich in der Stadt der Zukunft auch über Solarpanele herstellen, die zusätzlich Schatten spenden, wenn sie über Parkplätzen, Radschnellwegen oder Tram- und Bushaltestellen aufgestellt sind. Entsiegelte und renaturierte Flächen unterstützen das lokale Wassermanagement. An Gebäuden beugt ein außen liegender Sonnenschutz Überhitzung vor; gleichzeitig gilt es im Gebäudebereich, Wärme aufzufangen und nutzbar zu machen – zum Beispiel in Form von Solarthermie. 

In der Stadt der Zukunft werden Klimaschutz und -anpassung maßgebliche Faktoren für die Neudefinition von urbaner Lebensqualität sein. Sie werden gerade unsere Innenstädte stark verändern. Stadtgrün wird vermehrt an immer mehr Stellen des Stadtbilds prägend werden. Der Wandel zu nachhaltigen Metropolen eröffnet darüber hinaus wirtschaftliche Chancen und stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt, wenn alle Akteure – Politik, Wirtschaft und Bürger – gemeinsam an einem Strang ziehen. 

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