Kommunale Energieplanung

Megaprojekt für die Wärmewende

Von Holger Frank · 2024

Die Bundesregierung ist mit dem Wärmeplanungsgesetz zu Beginn des Jahres 2024 einen großen Schritt in Richtung einer zukunftsgerechten Wärmeversorgung für Städte und Gemeinden gegangen. Die gegenwärtige Planung der Maßnahmen ist eine gewaltige Aufgabe, die anschließende Umsetzung erfordert indes noch einmal deutlich mehr Anstrengungen.

Ein Heizkörper steht vor einem großen Fenster, durch das Sonnenlicht kommt.
In der Stadt von morgen spielt Fernwärme eine große Rolle. Foto: iStock / Aksakalko

Bis Ende Juni 2026 müssen Großstädte und bis Ende Juni 2028 alle anderen Gemeinden eine kommunale Wärmeplanung vorgelegt haben. Für die meisten Kommunen ist das ein Kraftakt. Doch die ganz große Herausforderung beginnt erst danach, wenn die Pläne für neue Fernwärmenetze umgesetzt werden. Und dafür werden Energiedienstleister gebraucht, die über die Fähigkeiten verfügen, an Konzepten für die Wärmeversorgung in der Stadt der Zukunft mitzuarbeiten und entsprechende Lösungen umzusetzen. Ansprechpartner Nummer eins dafür sind in den Kommunen in der Regel Stadtwerke. Doch nicht überall gibt es kommunale Versorger. Zudem können die Projekte in Großstädten Dimensionen erreichen, die ein Energiedienstleister allein gar nicht mehr stemmen kann. Deshalb kommt auf die gesamte Branche eine gewaltige Aufgabe zu. 

Das sieht auch der Verband für Energiedienstleistungen, Effizienz und Contracting e. V. (vedec) so, der in der nun angestoßenen Transformation der Wärmeversorgung eines der größten Infrastrukturprogramme seit Jahrzehnten in Deutschland sieht. „Bei der Umsetzung der kommunalen Wärmepläne wird ein sehr hohes Komplexitätsniveau zu bewältigen sein“, erklärt Tobias Dworschak, Vorstandsvorsitzender des Verbands. Deshalb empfiehlt es sich seiner Ansicht nach, dort, wo ein Stadtwerk seine Kapazitäten ausgeschöpft hat, mittels sogenannter Insellösungen Nahwärmenetze inmitten eines als Wärmenetz ausgewiesenen Gebietes von einzelnen Contracting-Anbietern errichten und betreiben zu lassen, um insgesamt ausreichende Kapazitäten aufzubringen und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. „Kommunen sind gut beraten, kreativ zu denken, wenn es um die Bewertung und Erschließung einzelner Gebiete im Wärmeplan geht“, rät Dworschak.

Kommunale energieplanung: CO₂-Neutralität bis 2045

Schließlich sind die Zielsetzungen ehrgeizig: Bis 2045 müssen Haushalte und Unternehmen CO₂-neutral beheizt werden. In alle Wärmenetze müssen bis dahin zu 100 Prozent erneuerbare Energien eingeleitet werden. Das setzt ein enormes Know-how in den verschiedensten Technologien voraus. Denn je nach den Anforderungen vor Ort können ganz unterschiedliche Technologien und Versorgungsformen die sinnvollste Lösung sein. Grundsätzlich sind Wärmepumpen und Solarthermie Technologien für eine CO₂-neutrale Wärmeversorgung. Im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung bekommt Fernwärme eine neue Bedeutung. Wird sie auf Basis regenerativer Energien erzeugt, gilt sie als ein besonders effizienter Baustein der Wärmewende. Aber auch Nahwärmenetze können deutlich effizienter sein als die Einzelversorgund von Objekten. 

Bedarf an modernen Technologien

Für Wärmenetze kommen zum Beispiel Groß-Wärmepumpen infrage, aber auch Geothermie-Heizkraftwerke, die zum Beispiel heißes Thermalwasser aus großen Tiefen nutzen. Bei Tiefen von 400 bis 2.500 Metern wird von mitteltiefer Geothermie gesprochen. Hier können Temperaturen von 20 bis 60 Grad Celsius genutzt werden. Bei der Tiefen-Geothermie (2.500 bis 5.000 Meter) sind es sogar 60 bis 180 Grad Celsius. Die Zahl der möglichen Wärmequellen ist immer auch – in einem mehr oder minder starken Ausmaß – begrenzt. Deshalb bietet es sich an, auch Abwärme – zum Beispiel aus industriellen Prozessen – stärker in Wärmenetze einzubinden. Für Immobilieneigentümer hat Fernwärme den Vorteil, dass sie dann die Auflagen des Gebäudeenergiegesetzes nicht beachten müssen. Bislang werden in Deutschland aber nur etwa 14 Prozent der Haushalte über Fernwärme versorgt, und lediglich 20 Prozent davon werden aus erneuerbaren Energien erzeugt.

Umsetzung wird teuer

Kommunen müssen derzeit die Wärmepläne erstellen. Experten weisen aber darauf hin, dass Städte und Gemeinden sich bewusst machen sollten, dass es danach auch zügig an die Realisierung der Pläne gehen muss. Denn Sinn und Zweck der kommunalen Wärmeplanung ist es, für Haushalte und Unternehmen Sicherheit zu schaffen, ob sie mit einem Fernwärmeanschluss rechnen können. Doch die Umsetzung ist teuer. Derzeit zeigt sich, dass die Kosten in den Kommunen oft unterschätzt werden. Deshalb wird vielfach auch das Geschäftsmodell des Contractings zum Tragen kommen, bei dem sich Energiedienstleister, welche die Versorgungslösungen betreiben, auch um die Finanzierung der Projekte kümmern. Das kann angesichts der schwierigen Haushaltslage in den meisten Kommunen zu einer Vereinfachung und Beschleunigung der Umsetzung von Wärmeplänen führen. 

Array
(
    [micrositeID] => 42
    [micro_portalID] => 25
    [micro_name] => Stadt der Zukunft
    [micro_image] => 4603
    [micro_user] => 1
    [micro_created] => 1479729465
    [micro_last_edit_user] => 1
    [micro_last_edit_date] => 1576506555
    [micro_cID] => 1381
    [micro_status] => 1
    [micro_cache] => 0
    [deleted] => 0
)