Wildtiere in der Stadt

Diversität mit Familienanschluss

Von Karl-Heinz Möller · 2017

Wildtiere in der Stadt: ein Fuchs hat es sich auf einem Dach gemütlich gemacht

Die Zahl der Tiere in den Städten wird in Zukunft weiter zunehmen. Damit sind nicht nur Hunde, Katzen, Hamster und Meerschweinchen gemeint, sondern auch Wildtiere. Wissenschaftler prognostizieren, dass die Tiere mehr und mehr den Menschen folgen. Landflucht! Denn hier in der Stadt gehe es vielen mittlerweile besser als auf dem Land, konstatieren die Wildtierexperten. Das große Futterangebot sei dafür entscheidend.

Farming war gestern. Heute halten Gevatter Fuchs, Ede Wolf, Frau Bär, das Wilde Schwein und Hansi Hase am Cafe Sur. Vielleicht um über vergangene Zeiten im Wald und auf dem Bauernhof mit Engagements für das Mickey Maus Magazin oder die Lustigen Taschenbücher LTB zu fabulieren. Es ist abends, acht Uhr, und da schreitet er heran. Entspannt wartet Reinecke Fuchs an der Kreuzung Belziger Straße, um die Akazienstraße zu überqueren. Vor dem Kiez-Treff in Berlin-Schöneberg wird halt gemacht. Man kennt und respektiert sich dort. 

Dem cleveren Hühner- und Mäusejäger im roten Pelz ist es gelungen, alle Einwanderungshürden zu überwinden und zwischen den Hinterhöfen, Schuppen und Gärten eine neue Heimat zu finden. Die abwechslungsreiche Kost aus gut zugänglichen Abfällen und Komposthügeln lockt ihn. Mauersegler und Waschbären hat das Angebot der Stadt ebenfalls überzeugt. Die Bedingungen sind hier einfach besser als draußen im Wald oder auf überdüngten Feldern. Wo Monokulturen und mit Pestiziden gespritzte Pflanzen wenig Knackiges bieten, will keine Sau ihren Nachwuchs großziehen. So zieht es auch Wildschweine stadtwärts.

Wildtiere in der Stadt sind Kulturfolger

Zusätzlich füttern Städter ihre neuen Nachbarn, sodass für Singvögel, Stare, Mauersegler, Eulen und andere der Hungertod nahezu ausgeschlossen ist. Auch bei den Unterkunftsmöglichkeiten hat eine Großstadt viel Abwechslung zu bieten. In Parks, Fabrikhallen, stillgelegten Bahnhöfen und auf Brachen gibt es Nischen zum Leben. Wildtiere werden zu sogenannten Kulturfolgern: Sie leben ganz nah am Menschen in der Stadt und profitieren davon.

Auch bei den Unterkünften hat die Großstadt viel Abwechslung zu bieten.

Tiere passen sich an. Untersuchungen von Ornithologen zeigen, dass Kohlmeisen und Nachtigallen in der Stadt lauter und schriller singen. Sie würden dies lernen, um über den Stadtlärm hinweg zu singen. Und Stare und Amseln zwitschern plötzlich Handymelodien.

Artenvielfalt bleibt erhalten

Die Stadt der Zukunft wird zum Hotspot von Wildtieren. Bestimmte Arten ziehen sogar die Stadtmitte vor, um neue Räume zum Leben zu erkunden. So brüten Wanderfalken in den Fassaden der Wolkenkratzer von New York oder im Turm des Roten Rathauses in Berlin. Stellen, die ihrer natürlichen Umwelt ähneln: Mauernischen und Dachvorsprünge eignen sich gut zum Brüten. Städte von morgen werden zur Rettungsinsel von Artenvielfalt. Natürlich lauern in der Stadt auch Gefahren, zum Beispiel Tod durch Überfahren. Aber Tierarten, die eigentlich vom Aussterben bedroht sind, können in den Städten überleben. Für Steinmarder und Füchse ist Überfahren die häufigste Todesart. In der Natur wären sie allerdings im vergangenen Jahrhundert fast ausgestorben.

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