5G-Netzwerke

Städte können ihr Potential vervielfachen

Von Daniela Hoffmann · 2018

Heckbereich eines Volvo
Foto: Christian Raum

Nur wenige Technologien werden die Gesichter der Städte so prägen und das Zusammenspiel von Wirtschaft und Bürgern so nachhaltig verändern, wie es mit 5G gelingen kann. Doch die 5G-Zukunft ist ungewiss. Denn anstatt eine hundertprozentige Abdeckung anzustreben, gibt es Diskussionen darüber, welche Kosten für den Ausbau sinnvoll sind und welche Regionen nicht abgedeckt werden sollen.

Der große Unterschied zwischen 5G und seinen Vorgängern liegt nicht nur in der deutlich höheren Bandbreite und extrem kurzen Übertragungszeiten. Die Netzbetreiber haben erstmals die Möglichkeit, für sie wichtige Daten beim Senden und Empfangen zu priorisieren. 

Für Städte bedeutet dies einen Sprung bei deren organisatorischen und hoheitlichen Aufgaben. Denn bislang waren Datenaustausch oder Gespräche über Kabel oder Funk die einzigen, tatsächlich zuverlässigen Kommunikationen. Ohne Angst vor Netzüberlastungen – wie sie häufig zu Silvester oder Weihnachten auftreten – können Kommunen und Städte jetzt gekapselte Kanäle aufbauen, mit denen sie ihre Aufgaben abdecken. Auf diese Weise steuern sie beispielsweise Verkehrsströme über das 5G-Mobilnetz. Sie richten für Feuerwehr und Polizei ebenso priorisierte Kanäle ein, wie für autonomes Fahren und die Elektromobilität. 

Die Verbündeten der Städte und Regionen beim Aufbau der 5G-Netze sind die Industrievertreter. Sie argumentieren, dass es für den Standort Deutschland nicht ohne breit angelegte 5G-Infrastruktur möglich ist, technologisch weiter einen Spitzenplatz zu behalten.

Aber ob das gesamte Land in absehbarer Zeit mit 5G arbeiten kann, bleibt abzuwarten. Denn die Netzanbieter klagen über die Kosten. Und tatsächlich scheinen sie mit dieser Argumentation nicht allein zu stehen. Auch einige Politiker halten flächendeckendes 5G offensichtlich für zu teuer und nicht wirtschaftlich. Als Zielgröße schlagen die Netzanbieter daher eine Abdeckung für 95 Prozent der Bevölkerung vor. Dies klingt zunächst nach sehr viel, doch würden bei der Umsetzung ganze Regionen ausgeklammert werden.

Treiber der Digitalisierung

Vor allem der Industrie reichen diese 95 Prozent nicht. Und so ist es kein Wunder, dass zum ersten Mal auch Unternehmen Funklizenzen für lokale 5G-Installationen ersteigern wollen. Große Konzerne haben bereits Interesse bekundet, etwa um große Produktionsstandorte oder Logistikzentren auf dem flachen Land in Eigenregie zu versorgen. Denn ohne Frage ist 5G speziell für Anwendungen rund um Industrie 4.0 interessant.

Und das Ziel vieler Unternehmen ist es, ihre Fertigungen modularer und vernetzter zu bauen: Planung und Steuerung könnten zunehmend automatisiert erfolgen. Hierzu berechnen Simulationstools auf dem digitalen Abbild der Produktions- und Logistikprozesse die bestmögliche Variante. Über das Funknetz gleichen die Anwendungen die Vorschläge aus dem Rechenzentrum mit dem Ist-Zustand der Maschinen ab und schlagen Prozessverbesserungen vor. 

5G-Netzwerke: Mobile Daten für Stadtplaner und Ingenieure

Und dort, wo Materialflüsse zukünftig per Drohnen oder anderen, autonomen Transportsystemen und in Abstimmung mit Maschinen und Robotik in einer Fertigungsumgebung automatisiert gesteuert werden, können 5G-Netze eine solide Grundlage für die Kommunikation legen. In diesem Fall werden sich komplexe Logistikzentren wie Bahnhöfe, Flughäfen oder Seehäfen von Grund auf ändern. Denn die neuen Netze transportieren Daten für autonome LKWs, für führerlose Kräne und Terminals sowie automatisierte Förderbänder. 

Dabei müssen die Rechenzentren ihre Cloud-Angebote so bereithalten, dass die Kunden schnell und problemlos zusätzlich benötigte Kapazitäten – etwa für die Entladung eines Containerfrachters – über das Netz freischalten, nutzen und schnell wieder abschalten können. 

Spätestens hier decken sich die Interessen von Städten und Industrie: Etwa bei der Hoffnung einen reibungslosen Verkehrsfluss auch während Großereignissen sicherzustellen. Das könnte die Städte leiser, sauberer und nachhaltiger machen.

Und auch bei dem weiteren Ausbau der Städte wollen die Verantwortlichen von 5G profitieren. Datenintensive Anwendungen aus dem Bereich Augmented oder Virtual Reality könnten aus den Büros auf Baustellen oder Ortsbesichtigungen verlegt werden. Inzwischen laufen Tests, bei denen städtische Bauingenieure gemeinsam mit Architekten auf Baustellen die aktuellen Planungen in 3D sehen – über 5G senden die Anwendungen aus dem Rechenzentrum die Entwürfe und Modelle auf die Datenbrillen. Die zeigen die geplanten Gebäude innerhalb des aktuellen Straßenbildes. Auf diese Weise erhalten die Stadtplaner ein deutliches Bild ihrer Stadt der
Zukunft.

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