Verkehrsplanung

Smarter Verkehr: Vision gesucht

Von Daniela Hoffmann · 2020

Die Revolution des urbanen Verkehrs hat begonnen, die damit erhoffte Klimaneutralität lässt auf sich warten. Die Gründe sind vielfältig: Zu starker Fokus auf Individualverkehr, Gerangel um Standards, zu optimistische Prognosen für selbstfahrende Taxis.

Fahrzeuge auf der Straße werden von Sensoren erkannt. Thema: Verkehrsplanung
Verkehrsüberwachung löst den Stau auf. Foto: iStock / KENGKAT

Am Ende ist es eine Frage der Phantasie, wie der Verkehr der Zukunft die Stadt lebenswerter machen könnte. Eine Studie, die mediale Veröffentlichungen zum Thema urbane Mobilität analysiert hat, kam zu einem ernüchternden Ergebnis: Individualverkehr im eigenen Auto spielt in der Vorstellung der Menschen eine wichtige Rolle. Aktuell raten Medien wegen der Coronakrise sogar ganz davon ab, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Dabei gibt es Initiativen, die versuchen, eine vielfältigere Mobilität mit unterschiedlichsten Gefährten nach vorn zu bringen. Ihr Fokus liegt auf Communities und Stadtvierteln. Je nach Stadtstruktur könnten die Anwohner innerhalb von 300 Metern Sharing-Stationen finden, die diverse Fortbewegungsmittel im Angebot haben: Zum Beispiel Lastenräder oder elektrifizierte Dreiräder mit Ladefläche für den Großeinkauf. Bei alternativen Gefährten gibt es zwar ein hohes Maß an Innovation, aber noch immer keinerlei Lobby. Für einen nachhaltigen Stadtverkehr ist deshalb wohl eine Vision unerlässlich, die von möglichst vielen Menschen geteilt wird.

Verkehrsplanung: Bessere Kommunikation

Teil dieser Vision ist die Kommunikation der Fahrzeuge untereinander, aber auch mit der Infrastruktur an den Straßen. Dieser Informationsaustausch soll dabei helfen, den Verkehr sicherer zu machen. Die Idee: Ampeln und Wanderbaustellen senden Daten, übergeordnete Verkehrsleitsysteme sorgen für Entzerrung. 

Im Bereich Auto zu Auto haben erste Hersteller entsprechende Kommunikationsprotokolle in den Fahrzeugstandard aufgenommen. Dabei „kommunizieren“ vernetzte Fahrzeuge in einem Radius von 800 Metern miteinander – und mit der Steuerung der Infrastruktur. Ganz ohne Mobilfunk werden dabei Positionsdaten ausgetauscht und innerhalb von Sekundenbruchteilen vor Gefahren gewarnt. So könnten beispielsweise Auffahrunfälle verhindert werden. Aus Sicht von Experten bewährt sich die Technologie bereits in der Praxis und warnt bis zu gut zehn Sekunden vorab vor unfallträchtigen Situationen. Diese „Car2X-Systeme“ genannte Technologie könnte bald schon einen Stellenwert bekommen, vergleichbar mit Airbags oder ABS-Systemen.

Individualverkehr ist mächtig

An anderen Stellen geht es nicht so schnell. Das große Paradoxon unserer Zeit ist, dass ausgerechnet durch mehr Virtualisierung und Digitalisierung im Handel die Verteilung von Waren in der analogen Welt zu einer immer größeren Herausforderung für die Verkehrsinfrastruktur wird. Selbst in einer Stadt wie Berlin, die sich nach vielen Diskussionen eine Verkehrswende verordnet hat, ist derzeit neben einigen, mit vielen Pfosten abgeriegelten Radwegen, nicht viel von nachhaltigen Verkehrskonzepten zu sehen. Auch Car-sharing trägt häufig nicht zu einer Verringerung des Autoverkehrs bei. Wie in so vielen anderen Städten geht es auch in Berlin nicht voran, weil sich Akteure in Kompetenzstreitereien und Bürokratie verheddern. Bei all diesen Feldern sind schnelle Lösungen von cleveren Unternehmen gefragt.

Im Robotaxi durch die Stadt

Rund um den Globus wird intensiv an automatisierten und autonomen Fahrzeugen gearbeitet. Allerdings klingen die wirklich revolutionären Konzepte, wie zum Beispiel Robotaxis, die flexibel mehrere Menschen von A nach B bringen, immer noch wie Zukunftsmusik. Die Anbieter von Mobility-as-a-Service-Angeboten sind hoffnungsvoll – erste große Automobilzulieferer sind in das Design solcher Sammeltaxis und Kleinbusse eingestiegen. Doch andererseits zeigen die Erfahrungen bei den Elektroautos, dass die Produktion von komplett neu entwickelten Fahrzeugen in größeren Volumen eine Anlaufzeit benötigt. Und nicht nur Entwicklung und Produktion sind zeitaufwendig. Auch das Umdenken bei Politikern und Juristen dauert. So hakt es beim autonomen Fahren bei etlichen rechtlichen als auch bei Haftungsfragen. Marktanalysten und Hersteller jedenfalls geben vorsichtigere Prognosen zum angekündigten Siegeszug des Robotaxis als noch vor einigen Jahren.

Quellen:
BMWI: ICT for electric Mobility III
Deloitte Review: The Rise of Mobility as a Service
www.gov.uk/government/publications/future-of-mobility-mobility-as-a-service

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