Bessere Zukunft mit neuen Technologien

Mehr Tempo, bitte

Von Michael Gneuss und Jens Bartels · 2022

In der gegenwärtigen Multikrise aus Klimawandel, Energiepreisschock, Lieferengpässen, Inflation, Pandemie, Fachkräftemangel sowie dem Krieg in der Ukraine und den geopolitischen Spannungen ist das Interesse an Zukunft besonders groß. Denn jeder fragt sich: Wie geht das alles bloß weiter? Mit vielen Unsicherheiten werden wir zu leben haben. Klar ist aber: Wir müssen unser Handeln auf nachhaltige Lösungen ausrichten. Und: Mit dem sinnvollen Einsatz neuer Technologien werden wir einige Herausforderungen meistern können.

Schuhe, die auf einem großen gelben Pfeil stehen.
Auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft geht es vielen derzeit nicht schnell genug. Foto: iStock / Mananya Kaewthawee

Wer intensiv über Zukunft nachdenkt, wirft schnell eine Fülle von Themen auf. Jeder Mensch entwickelt seine Gedanken dabei in ganz unterschiedliche Richtungen. Manche assoziieren mit diesem Begriff eher private Ereignisse wie eine anstehende Hochzeit oder den nächsten Karriereschritt. Die Mehrzahl aber schaut beim Blick auf die Zukunft eher auf die Vielzahl von aktuellen Herausforderungen unserer Zeit und fragt sich, wie sich Energiekrise und Preis­entwicklung, Demografie und militärische Auseinandersetzungen entwickeln werden. Dabei hoffen wir auf eine positive Zukunft oder – im Umkehrschluss – sorgen uns darum, dass wir eben diese nicht haben werden. Entsprechend kann es kaum überraschen, dass das Interesse an Nachhaltigkeit bei vielen Menschen in Deutschland wächst. Mittlerweile halten 65 Prozent der Deutschen den Umwelt- und Klimaschutz für ein sehr wichtiges Thema. Darauf weist eine aktuelle Studie des Umweltbundesamtes hin. Knapp drei Viertel der Befragten sind nach eigener Angabe sehr (27 Prozent) oder ziemlich (47 Prozent) am Thema Klimawandel und Klimaschutz interessiert. Kein Wunder: Die wachsende Anzahl von Naturkatastrophen zeigt uns, wie sehr Klimaanpassung Bestandteil unseres Lebens sein wird. Uns wird bewusst, wie viele Themen letztlich mit den sich ändernden Rahmenbedingungen auf unserem Planeten verbunden sind. Der Klimawandel kann Kriege auslösen, die Inflation treiben oder Ursache für Pandemien sein.

Energiewende vorantreiben

Darauf hat auch die Politik reagiert: Bis 2045 soll die Bundesrepublik klimaneutral sein. Allerdings sind mittlerweile schon die Klimaziele für 2030 ohne Gegensteuern kaum noch zu erreichen. Zu diesem Schluss kommt etwa das Wuppertal Institut. Die wissenschaftliche Denkfabrik hat gerade festgestellt, dass trotz hoher Ziele der Ausbau der erneuerbaren Energien, die energetische Sanierung der Gebäude und die grundsätzliche Einsparung von Rohstoffen absehbar nicht schnell genug vorangehen. Aber was können wir tun, um dem Klimawandel zu trotzen? Nach Einschätzung der Experten lässt sich der Rückstand nur mit Tempo, Mut und Ehrlichkeit aufholen. Dazu gehören ein beschleunigter Ausbau erneuerbarer Energien, ein sofortiger Aufbau eines umfassenden Netzes für grünen Wasserstoff, klare Vorgaben für den Wohnungsbestand und verbindliche Ziele für eine echte Kreislaufwirtschaft. Bei all dem müssen sozial gerechte Lösungen gefunden werden. Auf diese Weise lassen sich laut dem Institut CO2-Vermeidung und Ressourcenschutz in der Breite durchsetzen.

Auf neue Technologien setzen

Chancen für ein Plus an Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit verspricht auch der vermehrte Einsatz smarter Zukunftstechnologien. Ein gutes Beispiel dafür liefert die automatisierte Steuerung von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen. Insgesamt fallen derzeit in Deutschland mehr als 90 Prozent des Energieverbrauchs im Gebäudesektor für Heizung und die Warmwassererzeugung an. Erfolgt der Ausbau von Gebäudeautomation im Wärmebereich im aktuell vorherrschenden Tempo, können bereits hier gegenüber einer manuellen Steuerung bis zu 5,7 Millionen Tonnen CO2 jährlich eingespart werden. Auch Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) werden dazu beitragen, die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen und der Bundesregierung zu erreichen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Das gilt insbesondere für solche Ziele, bei denen Treibhausgasemissionen sowie Energie- und Ressourceneffizienz eine tragende Rolle spielen. Die Auswertung der Anwendungsfälle zeigt zudem, dass bei etwa der Hälfte davon quantifizierbare Aussagen zu Nachhaltigkeitswirkungen getroffen werden können.

Digitalisierung fördern

Grundsätzlich werden insbesondere digitale Lösungen in vielen Bereichen eine wachsende Rolle spielen, um die ökologischen sowie ökonomischen Probleme des Klimawandels zu lösen und die Zukunft nachhaltiger zu gestalten. Viele gute Ideen warten nicht nur im Smart Home auf ihre Umsetzung. So wünschen sich laut einer Befragung des Digitalverbandes Bitkom 92 Prozent eine intelligente Straßenbeleuchtung, die ihre Helligkeit automatisch dem aktuellen Bedarf anpasst, statt sich zu einer festen Uhrzeit an- oder auszuschalten. Fast ebenso viele (91 Prozent) sind der Ansicht, dass eine emissionsarme und platzsparende Zustellung von Paketen per E-Bikes an ihrem Wohnort eingeführt werden sollte, und drei Viertel plädieren für einen öffentlichen Nahverkehr möglichst ohne Abgase, etwa durch Busse mit Elektroantrieb. Eine innovative, saubere Mobilität ist auch eines der Kennzeichen der Smart Cities. Zu den Erfolgsfaktoren einer smarten Stadt zählen ein engagiertes Rathaus, eine Digitalstrategie, klare Strukturen und ein starkes lokales Netzwerk. Immer mehr Städte und Regionen machen sich auf den Weg, sich durch moderne Technologien wie 5G und Internet of Things (IoT) zu effizienten und nachhaltigen Orten zu entwickeln. Darüber darf natürlich die IT-Sicherheit nicht vergessen werden.

Blick in eine bessere Zukunft mit neuen Technologien

Ein interdisziplinär besetztes Team des Beratungsunternehmens Prognos kam übrigens in diesem Jahr im Rahmen eines Projekts zu den Themenkomplexen Klimawandel und Klimaschutz zu dem Ergebnis, dass der Einsatz von geeigneten Technologien die einzig realistische Möglichkeit bietet, um die Treibhausgas-Emissionen im Zeitraum weniger Jahrzehnte auf netto-null zu reduzieren. Das betrifft vor allem Technologien auf der Nachfrageseite (Bau, Gebäude, Industrie, Verkehr), im Stromsystem sowie zur Wasserstofferzeugung, zur Produktion synthetischer Energieträger und zur CO2-Abscheidung. Diese Transformation kann ohne negative Folgen für die deutsche Volkswirtschaft vonstattengehen. Positive volkswirtschaftliche Effekte werden nach Einschätzung der Expertinnen und Experten vor allem dann erwartet, wenn der Klimaschutz in einem weltweit einheitlichen Vorgehen umgesetzt wird.

Array
(
    [micrositeID] => 42
    [micro_portalID] => 25
    [micro_name] => Stadt der Zukunft
    [micro_image] => 4603
    [micro_user] => 1
    [micro_created] => 1479729465
    [micro_last_edit_user] => 1
    [micro_last_edit_date] => 1576506555
    [micro_cID] => 1381
    [micro_status] => 1
    [micro_cache] => 0
    [deleted] => 0
)