Biokraftstoff

Mit Alkohol im Tank über die Ziellinie

Von Christian Raum · 2020

Biogasanlage
Produktion von grüner Energie. Foto: iStock / naumoid

Autorennen gehören rund um die Erde zu den großen Vergnügen für Großstädter. Auch die Veranstalter beteiligen sich am Wandel der Städte und Einsatz von sauberen Energien – die Kraftstoffe stammen zum Teil aus nachwachsenden Ressourcen und zeigen deren Leistungsfähigkeit.

Seit rund zehn Jahren läuft in den Vereinigten Staaten eine große Marketingkampagne für den Ethanolkraftstoff E15. Ein Hersteller versorgt einen Veranstalter von Autorennen mit dem benötigten Biobenzin. Bei jedem Rennen feiern zehntausende Zuschauer ihre Stars. Und der Rennspaß erfährt durch die 15 Prozent Ethanol aus natürlich gewachsenen Rohstoffen im Tank keinen Abbruch. Die Fahrzeuge donnern und röhren und wummern und rasen. Die Motoren der Boliden schlucken und verbrennen das Ethanol, Ausfälle habe es nach Informationen der Veranstalter noch nicht gegeben. 

In Deutschland dröhnen sogenannte „Bioconcept“-Autos bei Langstreckenrennen über die Nordschleife des Nürburgrings. Sie sind mit E20-Kraftstoff betankt und beweisen dessen Leistungsfähigkeit – ein höherer Ethanolgehalt bedeute tatsächlich mehr PS, erklären die Verantwortlichen. Und auch Ikonen der Automobilgeschichte wie das „Model T“ von Ford oder die Silberpfeile fuhren mit ethanolhaltigem Kraftstoff.

Diese Autos und Wettbewerbe sind nicht wirklich nachhaltig oder „grün“ – aber dringend notwendig für die Weiterentwicklung von Kraftstoffen und deren Tests. Außerdem sparen sie im Vergleich zu dem Verbrennen von herkömmlichem Kraftstoff große Mengen CO2 und andere Schadstoffe ein. Das ist die eigentliche Nachricht der Hersteller des Ethanol. Solange sich die Elektromobilität nicht durchsetzt, sind Biokraftstoffe die sauberste Variante, die es gibt. Und – Ethanol wurde bereits in den Anfängen des Rennsportes als Kraftstoff eingesetzt, aber nach und nach von den Mineralölfirmen verdrängt.

E10 ist in den USA seit Jahrzehnten Standard

In den USA tanken Fahrerinnen und Fahrer seit Jahrzehnten völlig selbstverständlich E10 und inzwischen auch E15. Ganz anders ist die Situation in Deutschland. Hier wurde E10 erst als Folge der gesetzlich vorgeschriebenen Biokraftstoffquote und nach heftigen Diskussionen eingeführt. Die Nutzung des Kraftstoffes soll den Verbrauch fossiler Energie sowie CO2-Emissionen reduzieren. Seit vielen Jahren liegt der Marktanteil von E10 stabil bei vergleichsweise enttäuschenden rund 14 Prozent. Und das, obwohl der Griff zu der E10-Zapfsäule eine Entscheidung für die deutliche Reduzierung von CO2 und anderen Schadstoffen ist. Als Beimischung spare Ethanol in Deutschland pro Jahr 3,1 Millionen Tonnen CO2 ein, erklären die Hersteller. Dies entspreche der CO2-Menge, die rund eine Million Autos ausstoßen. Ein zweites gewichtiges Argument ist die Verringerung der Abhängigkeit von Ölimporten mithilfe von selbst angebauten Energieressourcen. Dabei dreht sich die Kritik an Ethanol zum größten Teil darum, dass in den Tanks der Fahrzeuge Biosprit getankt wird, der von Pflanzen stammt, die Menschen als Nahrung dienen könnten. Allerdings sei der tatsächliche Anteil so gering, dass es keine Lücken bei der Versorgung mit Lebensmitteln geben könne, erklärt die Industrie, die selbst neben Ethanol gleichzeitig Lebens- und Futtermittel produziert. Darüber hinaus würden unabhängige Gutachter Rohstoffe, Produktion und Treibhausgaseinsparungen überprüfen und zertifizieren. 

Biokraftstoffe nutzen bis Elektrofahrzeuge sich durchsetzen

In anderen Ländern ist die Ethanolbeimischung selbstverständlich, die Staaten hoffen mit der Umstellung auf die Biokraftstoffe ihre CO2-Emissionsziele zu erreichen. Beispielsweise haben Ungarn, die Slowakische Republik und Estland seit 2020 ihre Tankstellennetze auf E10 umgestellt. Und auch die Regierung in Großbritannien hat sich für den alternativen Kraftstoff entschieden. Hier werde in den kommenden Jahren E10 als einziger Kraftstoff an den Tankstellen angeboten, heißt es in der Regierung von Boris Johnson: „Solange Elektroautos noch nicht die Norm sind, wollen wir heute die Biokraftstoffe für die Reduzierung unserer CO2-Emissionen nutzen.“

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