Unwettermanagement

Verwenden statt verschwenden

Von Jens Bartels · 2024

Aufgrund des Klimawandels nimmt das Risiko für Extremwetter immer mehr zu. Um sich auf dadurch entstehende Gefahren besser vorzubereiten, können Städte auf eine ganze Reihe von Instrumenten zurückgreifen.

Kommunen müssen Regenwasser sinnvoll nutzen.
Kommunen müssen Regenwasser sinnvoll nutzen. Foto: iStock / santypan

Mit dem Klimawandel steigt die Gefahr von extremen Wetterereignissen. Dazu zählen nicht nur mehr Hitze und Stürme, sondern auch mehr Überschwemmungen, Sturzfluten und Starkregen. Gerade diese kurzen, heftigen Niederschläge verursachen bereits heute besonders viele Schäden, hat eine Studie des Gesamtverbandes der Versicherer herausgefunden. Demnach hat Starkregen in den vergangenen 20 Jahren von 2002 bis 2021 bundesweit für Schäden in Höhe von 12,6 Milliarden Euro an Wohngebäuden angerichtet. Statistisch traf es jedes zehnte Wohngebäude in Deutschland. „Wir gehen davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit für ein extremes Ereignis, wie es 2021 den Westen Deutschlands getroffen hat, infolge des Klimawandels bis zu neunmal höher ist“, sagt Katharina Lengfeld, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutschen Wetterdienst. „Gegenden, in denen es in den letzten 20 Jahren nur wenige Schäden durch Starkregen gab, haben bislang einfach Glück gehabt.

Vorteile einer Schwammstadt

Die Stadt von morgen muss sich auf Starkregenereignisse und Unwetter vorbereiten: Städte und Gemeinden sind also aufgerufen, sich effektiv vor extremen Wetterereignissen wie Starkregen zu schützen. Im Fokus steht dabei das Prinzip der Schwammstadt. Bei diesem Prinzip geht es darum, urbane Gebiete in die Lage zu versetzen, große Mengen an Wasser möglichst da aufzufangen, wo sie anfallen, und zeitverzögert dem Regenwasserkreislauf wieder zuzuführen. 

Besonders leistungsfähig macht eine Schwammstadt dabei das Zusammenspiel verschiedener grüner Instrumente. Zentraler Bestandteil eines solchen Konzeptes ist die Entsiegelung von Flächen wie Straßen oder Plätzen, denn nur dann ist eine Aufnahme und Speicherung von Regenwasser möglich. Wichtig ist zudem, versickerungsfähige Pflaster und Entwässerungsmulden zu schaffen. Auch begrünte Dächer oder direkt bepflanzte Fassaden können große Mengen an Regenwasser zurückhalten und beim Auffangen der Niederschläge helfen. Mit auf den Dächern gesammeltem Regenwasser lassen sich übrigens auch Toiletten spülen, Böden reinigen oder Grünflächen bewässern.

Unwettermanagement: Zusammenarbeit vertiefen

Grundsätzlich ist eine wassersensible Stadtentwicklung nur dann wirklich effizient, wenn auch die Bevölkerung den eingeschlagenen Weg akzeptiert und sich unter anderem durch die private Nutzung von Regenwasser oder eine Gebäudebegrünung aktiv beteiligt. Darüber hinaus spielt es eine wichtige Rolle, das Unwetter- und Starkregenmanagement in bestehende Stadtstrukturen zu integrieren und sämtliche beteiligten Gruppen zu einer engen Zusammenarbeit zu bewegen – das betrifft zum Beispiel auch Stadtplanungs- und Architekturbüros sowie Umweltexpertinnen und -experten.

Künftig werden Städte, Gemeinden, die Bundesländer und der Bund auch gesetzlich verpflichtet, die Auswirkungen des Klimawandels in ihre Planungen einzubeziehen. Ein kürzlich vom Bundestag verabschiedetes Gesetz schreibt die Umsetzung von Vorsorgestrategien vor, um Schäden an der Infrastruktur und negative Folgen für die Bevölkerung durch Starkregen, Hitze oder Dürre zu verhindern. Zudem will der Bund Klimaschäden in Zukunft genauer erfassen. Vorgesehen ist neben Risikoanalysen und Beratungsangeboten auch ein verpflichtendes Monitoring. Das Gesetz soll 2024 in Kraft treten.

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